Während 10 Jahren habe ich in meiner Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin von Heuschnupfen über Verspannungen bis zu Verdauungsproblemen so ziemlich alles behandelt, was man bei Frauen, Männern und Kindern mit TCM behandeln kann. Im Herbst 2011 entschied ich mich, ab 1. Januar 2012 nur noch Frauen mit Problemen während der Menstruation, der Schwangerschaft oder während der Wechseljahre sowie Paare mit Kinderwunsch zu behandeln. In diesem Artikel ziehe ich meine ganz persönliche Bilanz: 3 Jahre traditionelle Chinesische Medizin für Frauen.

Von der Frau, die alles macht, zur Spezialistin für Frauengesundheit.

Die Ausbildung zur TCM-Therapeutin ist sehr anspruchsvoll und ist heute nur noch über eine Fachhochschule möglich. Neben östlicher steht auch westliche Medizin auf dem Stundenplan, und allein das Praktikum dauert 700 Stunden. Trotzdem stellte ich je länger je mehr fest, dass es unmöglich ist, alle Beschwerden zu kennen und seriös zu behandeln. Kaum hatte ich mich in ein Thema vertieft, kam auch schon der nächste Patient mit einem ganz anderen Leiden. Deshalb entschied ich mich, das zu tun, was in der Schulmedizin längst an der Tagesordnung ist: Ich konzentrierte mich auf ein Spezialgebiet.

Den grössten Erfolg und die grösste Befriedigung hatte ich in den ersten 10 Jahren bei der Behandlung von «typischen Frauenleiden». Und so entschloss ich mich, ab 1. Januar 2012 nur noch Frauen und Paare mit Kinderwunsch zu behandeln und mich bei diesen Frauen auf die gynäkologischen Themen «Menstruation», «Schwangerschaft» und «Wechseljahre» zu beschränken. Ein mutiger Schritt. Schliesslich gibt es heute an jeder Ecke eine TCM-Praxis, und der Konkurrenzkampf wird mit harten Bandagen geführt. Viele Praxen haben zu wenig Kunden, und ich verzichtete freiwillig auf mehr als 50 % der möglichen Patienten!

Persönliche Behandlungen und Gespräche statt Massenabfertigung.

Viele meiner Kolleginnen und Kollegen haben mich für verrückt erklärt. Doch ich ging konsequent meinen Weg und ging sogar noch einen Schritt weiter: Ich wollte meinen Kundinnen eine einzigartige Atmosphäre und bestmögliche Qualität bieten. Aus diesem Grund renovierte ich die ganze Praxis und legte die effektive Behandlungsauer auf 1 Stunde fest. Wer schon den Weg zu mir unter die Füsse nimmt, soll auch etwas davon haben und nicht schon nach 50 oder gar 40 Minuten wieder nach Hause müssen. Und weil Qualität nun mal ihren Preis hat, setzte ich den Stundenansatz auch gleich im oberen Drittel der Branche an.

Nach drei Jahren weiss ich: Der Schritt hat sich gelohnt. Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit mit «meinen» Frauen, auf die interessanten Gespräche und natürlich auf die medizinischen Herausforderungen. Schöner Nebeneffekt: Ich habe die Erfolgsquote meiner Behandlungen in diesen 3 Jahren nochmals deutlich gesteigert. Nach wie vor bin ich sehr strickt und nehme keine Kundinnen ohne gynäkologische Probleme an. Das musste gerade letzte Woche wieder eine Kundin erfahren, die sich von mir wegen Verspannungen und Rückenschmerzen während der Schwangerschaft behandeln liess und sich nach 2 Jahren Pause wieder einmal «so eine herrliche Tuina-Massage» gönnen wollte. Bei Tuina-Massagen bin ich besonders streng und nehme keine Kundinnen an, die einfach eine einstündige Massage buchen wollen. Denn Tuina ist extrem anstrengend und energieraubend. Seit einiger Zeit arbeite ich mit einer zuverlässigen Kollegin im Quartier zusammen, an die ich alle Kundinnen und Kunden mit nicht gynäkologischen Problemen weiterleiten kann. Sie bietet ausser Tuina alle Disziplinen der Traditionellen Chinesischen Medizin an.

Jedes Jahr 1 Woche Weiterbildung in chinesischer Frauenmedizin.

Als TCM-Therapeutin muss ich mich während mindestens 45 Stunden pro Jahr weiterbilden. In der Vergangenheit habe ich versucht, ein möglichst breites Spektrum abzudecken und habe mal einen Kurs zu diesem Thema besucht und mal einen Lehrgang zu jenem Thema absolviert. Heute konzentriere ich mich auch bei der Weiterbildung vollumfänglich auf Frauenthemen sowie auf die Behandlung von Frauen und Männern, bei denen es mit dem Nachwuchs (noch) nicht klappen will. Und nicht einmal auf diesem Gebiet schaffe ich es, alle Kongresse, Seminare und Vorträge zu besuchen …

Gespräche sind gerade bei Kinderwunschpatientinnen und -patienten sehr wichtig. In solchen Situationen bin ich froh, dass ich eine Coaching-Ausbildung habe. Um auch fachlich auf der Höhe zu sein, absolviere ich im März zudem ein Praktikum in der Kinderwunschklinik von Dr. Fehr in Zürich. Schliesslich steigert TCM nachweislich die Erfolgsaussichten einer Insemination.

Rund 100 erfolgreiche Kinderwunsch-Behandlungen.

Leider habe ich es versäumt, eine exakte Statistik über die Anzahl Kinder zu führen, die in diesen 3 Jahren «nur mit TCM» oder mit der Kombination «TCM und Reproduktionsmedizin» zur Welt gekommen sind. Die vielen Geburtsanzeigen im Eingang und im Wartezimmer sprechen allerdings eine deutliche Sprache. Ich bin zurzeit daran, das Versäumte nachzuholen und bin selbst gespannt, wie viele Baby ich noch zusammenbekomme – ich denke, es werden an die 100 sein. Ganz genau lässt sich das sowieso nicht feststellen, da ich nicht von allen Kundinnen eine Geburtsanzeige bekommen habe.

Etwas ganz Besonderes sind natürlich Frauen aus China, die meine Praxis aufsuchen. Sie sind -zurecht- besonders kritisch und können oftmals mit den westlichen «Wellness-Behandlungen» nicht sehr viel anfangen. Umso mehr freue ich mich über ihr Vertrauen und ihre positiven Rückmeldungen. Eine Kundin hat mehrere Therapeutinnen in ganz Europa ausprobiert und ist felsenfest überzeugt, dass ich die beste Therapeutin ausserhalb Chinas sei … Dabei gibt es mittlerweile auch in Zürich viele Praxen mit Ärzten aus China, mit denen sie sich auf Mandarin statt auf Englisch unterhalten könnte.

Fazit: Ich habe meinen Entscheid keine Sekunde bereut: Die Arbeit mit den unterschiedlichsten Frauen in den unterschiedlichsten Lebensphasen macht mir unglaublich Spass, und ich werde mich auch in den kommenden Jahren weiter auf meine vier Themen Menstruation, Schwangerschaft, Wechseljahre und Kinderwunsch konzentrieren. Wenn ich mein Angebot nochmals anpasse, dann lasse ich höchstens noch ein weiteres Thema weg, um mich noch mehr zu spezialisieren. Wobei das heute und morgen definitiv kein Thema ist.

Mehr erfahren Sie auch auf der Webseite von Kinderwunschklinik von Dr. Fehr in Zürich